Kunststoffe werden im CNC-Bereich in zahlreichen Branchen eingesetzt – etwa in der Medizintechnik, Elektronik, Automobilindustrie und im Konsumgüterbereich. Ihr geringes Gewicht, die Korrosionsbeständigkeit und die isolierenden Eigenschaften machen sie in vielen Anwendungen zu idealen Alternativen zu Metallen. Gleichzeitig bringt das CNC-Fräsen von Kunststoffen besondere Herausforderungen mit sich – insbesondere in Bezug auf Maßhaltigkeit, Oberflächenqualität und Bauteilverzug.
Dieser Leitfaden vermittelt Einkäufern wichtige Einblicke in das Verhalten von Kunststoffen bei der CNC-Bearbeitung – von erreichbaren Toleranzen und Verzug bis hin zu Oberflächenstandards und der Auswahl des richtigen Kunststoffs für die funktionalen Anforderungen Ihres Bauteils.
Anders als Metalle sind Kunststoffe weicher, weniger dicht und deutlich empfindlicher gegenüber thermischer Ausdehnung und Schnittkräften. Dadurch steigt das Risiko von Maßabweichungen, Schmelzerscheinungen oder Oberflächenfehlern, wenn nicht mit den richtigen Parametern bearbeitet wird.
Wichtige Eigenschaften, die die Zerspanbarkeit von Kunststoffen beeinflussen:
Wärmeausdehnungskoeffizient: Kunststoffe dehnen sich bei Erwärmung wesentlich stärker aus als Metalle. POM hat z. B. einen linearen Ausdehnungskoeffizienten von ca. 100 × 10⁻⁶/K, verglichen mit ca. 24 × 10⁻⁶/K bei Aluminium.
Niedrige Wärmeleitfähigkeit: Die meisten Kunststoffe leiten Wärme schlecht ab und neigen daher bei der Bearbeitung zum Erweichen.
Elastizitätsmodul: Kunststoffe verformen sich unter Druck leichter, besonders bei dünnwandigen oder langen, schlanken Geometrien.
Diese Eigenschaften erfordern spezielle Werkzeuge, niedrigere Vorschübe und eine durchdachte Spanntechnik bei der Bearbeitung von Kunststoffkomponenten.
Toleranzen für Kunststoffteile müssen Materialflexibilität, thermisches Verhalten und Feuchtigkeitsaufnahme berücksichtigen. Hohe Präzision ist erreichbar, aber Toleranzen enger als ±0,05 mm sollten nur dort gefordert werden, wo es funktional unbedingt notwendig ist.
Material | Bereich der Bearbeitungstoleranz (mm) | Hinweise |
|---|---|---|
Acetal (POM) | ±0,03 – ±0,05 | Sehr gute Maßstabilität |
PEEK | ±0,02 – ±0,05 | Hohe Steifigkeit, gute Temperaturbeständigkeit |
PTFE (Teflon) | ±0,05 – ±0,10 | Weich, neigt zur Verformung |
Nylon (PA6) | ±0,05 – ±0,10 | Nimmt Feuchtigkeit auf, Maßänderungen möglich |
PMMA (Acryl) | ±0,05 – ±0,10 | Spröde, neigt zu Ausbrüchen |
UHMW-PE | ±0,10 – ±0,15 | Sehr geringe Steifigkeit, schwer in Form zu halten |
Kunststoffteile mit sehr engen Toleranzen von ±0,01 mm lassen sich am zuverlässigsten mit Materialien wie PEEK oder POM realisieren – in Kombination mit abgestimmter Spanntechnik und Temperaturkontrolle während der Bearbeitung. Bei Neway unterstützen unsere CNC-Kunststoffbearbeitungsservices Präzision bis zu ±0,02 mm für anspruchsvolle Anwendungen.
Verzug ist ein häufiges Problem beim CNC-Fräsen von Kunststoffen. Er wird durch Eigenspannungen, ungleichmäßige Wärmeverteilung oder unzureichende Unterstützung durch die Spannvorrichtung während der Bearbeitung verursacht. Verformte Teile können Montage- oder Dichtanforderungen nicht erfüllen und führen zu kostenintensiver Nacharbeit.
Abbau innerer Spannungen beim Abtrag von Material
Zu hohe Schnittwärme, insbesondere bei Kunststoffen wie Nylon und ABS
Unzureichende Spanntechnik, die Vibrationen oder Durchbiegung zulässt
Feuchtigkeitsaufnahme bei hygroskopischen Kunststoffen wie PA oder PC
Maßnahme | Vorteil |
|---|---|
Tempern vor/nach der Bearbeitung | Reduziert Aufbau von Eigenspannungen |
Scharfe Werkzeuge mit polierten Spannuten | Minimiert Wärmeentwicklung |
Gleichlauffräsen und niedrige Schnittgeschwindigkeit | Verringert lokale thermische Verformung |
Konstante Spannkräfte | Sichert Ebenheit und Parallelität |
Trockene Lagerung des Vormaterials | Reduziert feuchtigkeitsbedingtes Quellen |
Eine geeignete Spannvorrichtung, konstante Materialkonditionierung sowie abgestimmte Schrupp- und Schlichtstrategien sind entscheidend, um Ebenheit und Maßhaltigkeit von Kunststoffteilen sicherzustellen.
Die Oberflächengüte beeinflusst Optik, Passgenauigkeit und Funktion von Kunststoffteilen, insbesondere bei medizinischen, optischen oder sichtbaren Komponenten im Konsumgüterbereich.
Finish-Typ | Ra (µm) | Beschreibung |
|---|---|---|
Als bearbeitet | 3,2–1,6 | Leichte Werkzeugspuren, für interne Teile geeignet |
Poliert | ≤0,8 | Optisch glatt, halbglänzend |
Hochglanz | ≤0,4 | Spiegelartig, für Anzeige- und Optik-Anwendungen |
Einige Kunststoffe wie PMMA und PC lassen sich durch Flamm- oder Dampfpolieren auf eine klare, glänzende Oberfläche bringen. Andere Materialien wie UHMW oder PTFE sind aufgrund ihrer Struktur von Natur aus matt und lassen sich nicht auf Hochglanz polieren.
Bei Neway bieten wir verschiedene Oberflächenbehandlungen für Kunststoffteile an, darunter:
Lackierung: Verbessert Optik und UV-Beständigkeit
Polieren: Für Abdeckscheiben, Linsen und andere hochsichtbare Komponenten
Galvanisieren (auf ABS): Für chromähnliche Effekte bei Konsumgütern
UV-Beschichtung: Bietet Kratzfestigkeit und optische Klarheit für PC oder Acryl
Oberflächenbehandlungen müssen mit dem jeweiligen Kunststoff kompatibel sein, um Risse oder Delamination zu vermeiden.
Die Wahl des geeigneten Kunststoffs hängt von mechanischen, thermischen, elektrischen und normativen Anforderungen ab. Hier ein kurzer Überblick.
Material | Zugfestigkeit (MPa) | Schlüsseleigenschaften | Ideal für |
|---|---|---|---|
POM (Acetal) | ~70 | Niedrige Reibung, hohe Maßstabilität | Räder, Buchsen, tragende Komponenten |
PEEK | ~100 | Hochtemperatur- und chemikalienbeständig | Medizin, Luft- und Raumfahrt, Energie |
PTFE | ~25 | Antihafteigenschaften, chemisch inert, sehr niedrige Reibung | Ventile, Dichtungen, Chemieanlagen |
Nylon 6 | ~75 | Schlagzäh, mittlere Steifigkeit | Verschleißteile, Gehäuse, Rollen |
UHMW-PE | ~20 | Sehr hohe Verschleißfestigkeit, kostengünstig | Auskleidungen, Gleitführungen, Verschleißplatten |
PMMA (Acryl) | ~65 | Hohe optische Klarheit, UV-stabil | Displayfenster, Schutzscheiben für Medizin und Labor |
Unsere CNC-Kunststoffbearbeitung deckt alle wichtigen Industriekunststoffe ab – von Standardmaterialien bis hin zu Hochleistungsthermoplasten.
Wenn Sie CNC-gefräste Kunststoffteile bestellen, berücksichtigen Sie folgende einkäuferorientierte Designempfehlungen:
Toleranzen großzügiger wählen, wo hohe Präzision funktional nicht erforderlich ist
Scharfe Innenkanten vermeiden, da sie in Kunststoffen als Kerbspannungen wirken
Gleichmäßige Wandstärken vorsehen, um Eigenspannungen zu minimieren
Radien in Taschen und Nuten einplanen, um bessere Werkzeugwege zu ermöglichen
Tiefe, schmale Schlitze vermeiden, die sich beim Fräsen durchbiegen können
Neway bietet DFM-Unterstützung (Design for Manufacturability), um Geometrien für bessere Ausbringung, Stabilität und Kosteneffizienz bei der Kunststoffbearbeitung zu optimieren.
CNC-Fräsen von Kunststoffen bietet große Flexibilität für Prototypen, Endanwendungsteile und präzise Gehäuse. Konstante Qualität setzt jedoch ein gutes Verständnis der materialspezifischen Eigenschaften voraus – etwa in Bezug auf Toleranzen, thermische Effekte, Oberflächengüte und Verzugstendenzen.
Bei Neway kombinieren wir moderne CNC-Technik mit kunststoffspezifischen Werkzeugen, Spannkonzepten und Prozesskontrolle, um hochpräzise Kunststoffteile für verschiedenste Branchen zu liefern – von der Medizintechnik bis zur industriellen Automation.
Wie eng können Toleranzen bei CNC-gefrästen Kunststoffteilen sein?
Wie verhindere ich Verzug bei dünnwandigen Kunststoffbauteilen?
Welche Kunststoffe erzielen die beste Oberflächengüte nach dem Fräsen?
Können Kunststoffteile wie Metallteile eloxiert oder galvanisch beschichtet werden?
Wie groß ist der Kostenunterschied zwischen der Bearbeitung von Kunststoff und Metall?