Zerstörungsfreie Prüfung (NDT) ist ein Grundpfeiler der Qualitätssicherung in der Präzisionsfertigung und stellt die Bauteilintegration sicher, ohne das Werkstück zu beschädigen. Zwei der leistungsfähigsten und am weitesten verbreiteten NDT-Methoden sind die Röntgenprüfung und die Ultraschallprüfung. Beide sind unverzichtbar, um innere Fehler zu erkennen, unterscheiden sich jedoch grundlegend in ihren Prinzipien, Anwendungen und Stärken. Das Verständnis dieser Unterschiede ist entscheidend, um die geeignete Prüfmethode für ein bestimmtes Bauteil und dessen Anforderungen auszuwählen.
Der Hauptunterschied liegt in der Art der verwendeten Energie und ihrer Wechselwirkung mit dem Material zur Fehlererkennung.
Die Röntgenprüfung, auch Radiographie genannt, nutzt hochfrequente elektromagnetische Strahlung. Ein Röntgengenerator sendet einen Photonenstrahl durch das Bauteil. Dichtere Materialien und dickere Bereiche absorbieren mehr Strahlung, während weniger dichte Bereiche (wie Lunker oder Einschlüsse) mehr Strahlung durchlassen. Die unterschiedliche Strahlungsintensität, die das Bauteil verlässt, wird von einem Detektor erfasst und in ein 2D- oder CT-3D-Bild umgewandelt, das die inneren Strukturen zeigt. Diese Methode eignet sich hervorragend zur Inspektion komplexer Innengeometrien, die durch Verfahren wie Mehrachsenbearbeitung oder aufwändige CNC-Prototypenbearbeitung entstehen.
Die Ultraschallprüfung (UT) arbeitet mit hochfrequenten Schallwellen (typischerweise über 20 kHz). Ein an die Oberfläche gekoppelter Wandler erzeugt Ultraschallimpulse. Wenn diese Wellen auf eine Grenzfläche zwischen unterschiedlichen Materialien treffen (z. B. Metall-Luft-Grenze bei einem Riss oder einer Kavität), wird ein Teil der Energie als Echo reflektiert. Der Wandler registriert diese Echos, und anhand der Laufzeit wird die Tiefe und Größe des Fehlers bestimmt. Dieses Prinzip ist besonders effektiv zur Erkennung von planaren Fehlern in Werkstoffen wie Edelstahl- oder Kohlenstoffstahl-CNC-Bauteilen.
Die Entscheidung zwischen Röntgen und Ultraschall hängt vom Prüfziel, der Bauteilgeometrie und dem Werkstoff ab.
Röntgenprüfung ist ideal zur Erkennung volumetrischer Fehler wie Porosität, Schrumpflunker und Einschlüsse. Sie liefert ein hervorragendes visuelles Abbild innerer Strukturen und eignet sich perfekt zur Überprüfung komplexer Präzisionsbearbeitungsteile, zur Inspektion interner Kanäle in Aluminiumgehäusen oder zur Schweißnahtprüfung.
Ultraschallprüfung ist besonders geeignet zur Erkennung planarer Fehler, die parallel zum Schallbündel liegen – etwa Risse, Delaminationen oder Bindefehler in Schweißnähten. Sie ist außerdem die bevorzugte Methode zur präzisen Dickenmessung, z. B. bei Druckbehältern und Rohrleitungen in der Energieerzeugung.
Röntgen liefert exzellente Ergebnisse bei einer Vielzahl von Materialien – von Kunststoffkomponenten bis hin zu Teilen aus Titan. Allerdings sinkt die Eindringtiefe mit zunehmender Materialdichte und -dicke.
UT ist besonders effektiv bei dichten, schallleitenden Materialien wie Metallen und Keramiken. Es kann sehr dicke Querschnitte prüfen und eignet sich somit für große Schmiede- oder Gussteile. Allerdings ist es weniger geeignet für grobkörnige Werkstoffe und erfordert ein Koppelmedium (z. B. Gel oder Wasser) zur Schallübertragung, was bei bestimmten Oberflächen – etwa nach einer CNC-Politur – Einschränkungen mit sich bringt.
Röntgen erzeugt ein visuelles Bild (Radiograph oder CT-Scan), das leicht zu interpretieren ist und eine Projektion des inneren Zustands zeigt – besonders wertvoll für Fehleranalysen und Erstmusterprüfungen.
UT liefert in der Regel A-Scan-Wellenformen oder C-Scan-Karten, deren Interpretation spezielle Fachkenntnisse erfordert. Die Daten zeigen die Lage und Amplitude von Reflektoren, bieten aber kein direktes Bild.
Die Wahl der NDT-Methode wird häufig durch Branchenstandards und die Kritikalität der Bauteile bestimmt.
Luft- und Raumfahrt: Beide Methoden werden intensiv genutzt. Röntgen prüft komplexe Guss-Turbinenschaufeln auf Porosität oder Versatz, während UT Verbundstrukturen auf Delamination und Haftungsfehler untersucht.
Medizintechnik: Röntgen-CT ist entscheidend zur Überprüfung der inneren Struktur und Maßhaltigkeit komplexer chirurgischer Implantate, um sicherzustellen, dass keine Hohlräume vorhanden sind, die Bakterien beherbergen könnten.
Automobilindustrie: UT wird zur Prüfung sicherheitskritischer Komponenten wie Achsen oder Pleuelstangen auf innere Risse eingesetzt, während Röntgen zur Inspektion elektronischer Steuergeräte und kleiner, komplexer Druckgussteile dient.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Röntgenprüfung eine visuelle Darstellung des inneren Volumens liefert und sich ideal für komplexe Geometrien und volumetrische Fehler eignet. Die Ultraschallprüfung hingegen bietet tiefenspezifische Daten und ist optimal für planare Risse und Dickenmessungen. Eine robuste Qualitätsstrategie kombiniert häufig die Stärken beider Verfahren, um die absolute Zuverlässigkeit hergestellter Komponenten sicherzustellen.