Spannungsarmglühen ist ein entscheidender und unverzichtbarer Nachbearbeitungsschritt für Superlegierungskomponenten, da er direkt den grundlegenden Konflikt zwischen den enormen, lokal induzierten Spannungen während der Bearbeitung und den hohen Integritätsanforderungen des Endteils löst. Ohne diesen Schritt werden die Maßstabilität, die mechanischen Eigenschaften und die Lebensdauer der Komponente erheblich beeinträchtigt.
Der Bearbeitungsprozess selbst ist ein intensives plastisches Umformereignis. In Superlegierungen wie Inconel oder Waspaloy, die eine hohe Streckgrenze und eine starke Kaltverfestigungstendenz aufweisen, führt das Scheren des Materials zur Spanbildung zu einer plastischen Verformung einer dünnen Schicht der Werkstückoberfläche. Dabei entstehen zwei Arten von Eigenspannungen: mechanische Spannungen durch die Schnittkräfte, die das Material stauchen und dehnen, sowie thermische Spannungen durch die schnellen, lokal begrenzten Heiz- und Abkühlzyklen. Die geringe Wärmeleitfähigkeit von Superlegierungen verschärft dies, da sie Wärme in der Schnittzone zurückhält und steile Temperaturgradienten erzeugt. Das Endergebnis ist ein Bauteil, das bei Raumtemperatur auf der CMM zwar geometrisch korrekt erscheint, intern jedoch in einem Zustand hoher Zug- und Druckeigenspannung gefangen ist.
Das Belassen dieser Spannungen führt zu mehreren katastrophalen oder kostenintensiven Ausfällen. Die unmittelbarste Folge ist die geometrische Verformung. Wenn das Teil nach der Bearbeitung aus seiner Spannvorrichtung gelöst oder in weiteren Bearbeitungsschritten Material entfernt wird, wird das innere Spannungsgleichgewicht gestört. Das Bauteil verzieht oder verdreht sich, um ein neues Gleichgewicht zu finden, und liegt anschließend außerhalb der Toleranz. Dies ist besonders verheerend bei komplexen, hochwertigen Komponenten, die durch unseren Präzisionsbearbeitungsservice hergestellt werden.
Darüber hinaus wirken Oberflächenspannungen als Vorspannung, die die Ermüdungslebensdauer drastisch reduziert. In Anwendungen mit zyklischer Belastung, wie bei Luft- und Raumfahrt-Turbinenblättern oder -scheiben, können diese Spannungen Risse initiieren und zu vorzeitigem Versagen führen. Sie erhöhen auch die Anfälligkeit für Spannungskorrosionsrissbildung (SCC) in bestimmten Umgebungen. Für ein Teil, das später eine funktionale PVD-Beschichtung für präzise CNC-Bauteile erhalten soll, kann ein gespanntes Substrat die Haftung und Leistung der Beschichtung negativ beeinflussen.
Das Spannungsarmglühen ist ein kontrollierter Prozess, bei dem das Bauteil auf eine Temperatur unterhalb seines Rekristallisationspunktes erhitzt wird (typischerweise 650 °C – 800 °C / 1200 °F – 1475 °F für gängige nickelbasierte Superlegierungen) und für eine bestimmte Zeit gehalten, anschließend kontrolliert abgekühlt wird. Bei dieser erhöhten Temperatur wird die Streckgrenze des Materials vorübergehend herabgesetzt, sodass sich die gespeicherten elastischen Spannungen durch lokale plastische Fließvorgänge abbauen können. Das Ergebnis ist ein Bauteil mit einem stabileren, nahezu spannungsfreien Zustand.
Dieser Schritt wird strategisch in den Fertigungsablauf integriert. Es ist gängige Praxis, einen Wärmebehandlungszyklus für CNC-Bauteile zwischen der Schrupp- und Schlichtbearbeitung durchzuführen. Die Schruppbearbeitung, bei der der Großteil des Materials entfernt wird, induziert die höchsten Spannungen. Durch Spannungsarmglühen vor der Schlichtbearbeitung wird das Teil stabilisiert, sodass die Endbearbeitung auf einer maßlich stabilen Grundlage erfolgt. Dadurch wird sichergestellt, dass die engen Toleranzen und die feine „As-Machined“-Oberflächengüte für die Endanwendung erreicht und, noch wichtiger, beibehalten werden. Dieser ganzheitliche Ansatz ist ein Eckpfeiler unseres zuverlässigen One-Stop-Service für kritische Komponenten.